Spitzbergen Mai 2015

Die Amsel singt ihr Lied und der Flieder duftet, die Grillen zirpen und Blumen blühen! Ich bin von den Kontrasten wieder einmal beeindruckt. Während ich diese Zeilen tippe herrscht Frühsommer in Osttirol. Mai ist wirklich einer der schönsten Monate, nicht nur in Mitteleuropa, sondern auch im Hohen Norden….
Es ist gerade mal eine Woche her, dass wir aus Spitzbergen zurück sind. Dort hatten wir knapp 10 Tage Tageslicht – teilweise hat uns buchstäblich die Mitternachtssonne ins Gesicht geschienen. Wir waren zu acht und haben viel erlebt! Mit Motorschlitten sind wir gemeinsam mit den fünf Hunden Nico, Naja, Ballo, Zorro und Maud nach Slettebu, der Hütte am Van Mijenfjorden gebracht worden. Ab diesem Zeitpunkt waren wir auf eigene Kraft und die unserer Hunde angewiesen.
Zunächst unternahmen wir einige Tagesskitouren im Bereich der Hütte. Wir haben uns langsam eingewöhnt und haben uns und unsere Hunde besser kennengelernt. Die Landschaft hat sich stündlich in unterschiedlichem Licht gezeigt. Die Hütte wurde zum gemütlichen Basislager.
Am fünften Tag unserer Reise haben wir schließlich unsere gesamte Ausrüstung auf Pulkas (Schlitten) gepackt und haben uns auf unseren Rückweg nach Longyearbyen gemacht. Der Pass westlich vom Krokryggen war die Schlüsselstelle und eine Herausforderung. Doch mit gemeinsamen Kräften und bei herrlichem Wetter wurde die Anstrengung zum Genuss. Dann wartete eine Abfahrt auf uns, hinab über den mittleren Greinbreen – einer unberührten Urlandschaft und weiter ins Gramdalen. Am Ende des Tales schlugen wir unsere Zelte das erste Mal auf. Ein einzigartiger Platz, an dem wir den Zelteingang eigentlich nur zum Sonnenschutz etwas schließen mussten. Sonst hätten wir zum Schluss noch einen Sonnenbrand in den Nachtstunden bekommen.
Am nächsten Tag überquerten wir das breite Reindalen. Dort hat uns dann frischer Ostwind daran erinnert, dass wir in der Arktis unterwegs sind.
Weiter ging es ins Twerrdalen wo wir die zweite Zelt-„nacht“ verbrachten.
Auf unserer letzten Etappe zeigte sich die Arktis von ihrer schönsten Seite:
Sonne, tiefes Blau und scharfe Bergkonturen – fast wurde man schwermütig, war dies doch unser letzter Tag unterwegs mit Ski und Hunden bei so herrlichen Verhältnissen! So ging es über Scott-Turnerbreen hinab nach Bolterdalen. Unserer Hunde zogen voll motiviert! Schon bald erreichten wir die Straße in Adventdalen. Hier endete unser Rückmarsch. Zurück in der Zivilisation ließen wir die wunderschöne Zeit in „Kroa“ bei einem feinen Abendessen ausklingen. Einige von uns besuchten um Mitternacht noch das „Karlsberger Pub“. Ein würdiger Abschluss! Danke allen für eine wirklich einzigartige gemeinsame Zeit!Wir haben viele Eindrücke aus Spitzbergen, einem Ort voller Kontraste, mitgebracht, die man eigentlich nicht beschreiben kann und schon gar nicht in so wenigen Worten. Doch manch einer von Euch war ja schon einmal in Spitzbergen. Vielleicht lösen diese Zeilen schöne Erinnerungen an arktische Erlebnisse aus. Oder machen den einen oder anderen neugierig auf Spitzbergen!
Auch im kommenden Jahr plane ich wieder Reisen im Februar – in der Polarnacht und im Mai – zur Mitternachtssonne. Wenn ich näheres weiß, werde ich es Euch wissen lassen.

Lorenz Breitfeld